Der Cajas Nationalpark in Ecuador
Wer das pittoreske Andenstädtchen Cuenca bereist, sollte auf einen Besuch des wahrlich beeindruckenden Naturschutzgebiets El Cajas keineswegs verzichten. In dieser mystisch anmutenden Lagunenlandschaft haben unzählige gefährdete Tier- und Pflanzenarten Schutz gefunden.
Ein einzigartiges Ökosystem
Von Cuenca aus sind es lediglich 30 km bis zum Cajas Nationalpark. Seit 1977 offiziell Schutzgebiet, wurde er 1996 zum Nationalpark erklärt. Der Nationalpark ist zudem als Ramsar-Feuchtgebiet ausgeschrieben. Dies bezeichnet ein Gebiet von internationaler Bedeutung als Lebensraum für Wat- und Wasservögel.
Der Park ist jedoch nicht nur aus Cuenca zu erreichen, sondern auch aus der entgegengesetzten Richtung, aus Guayaquil. Hier ist die Fahrt jedoch erheblich weiter und deutlich weniger angenehm. Wer jedoch aus Guayaquil nach Cuenca fährt, der sollte unbedingt einen Stop im Cajas Nationalpark einplanen.
Wenig verwunderlich also, dass Jahr für Jahr unzählige Touristen aus aller Welt hierher kommen, um den 28.808 ha großen Park zu erwandern und sich von der schier unglaublichen Vielfalt an Flora und Fauna in den Bann ziehen zu lassen.
El Cajas ist für nicht wenige einer der schönsten und natürlichsten Orte in ganz Ecuador. Damit dies so bleibt, ist das einzigartige hiesige Ökosystem einer strengen Kontrolle unterzogen. Darüber hinaus dürfen täglich lediglich eine bestimmte Anzahl an Touren durchgeführt werden.
Den Besucher erwarten vor Ort eine weite Tundra-Vegetation, die neben knorrigen und moosbewachsenen Papierbaumwäldern und tiefblauen Lagunen (insgesamt etwa 270 Seen und Lagunen an der Zahl) sowie spitze Felsen umfasst. Der höchste Punkt, Cerro Arquitectos, liegt 4.450 m über dem Meeresspiegel, der tiefste, Llaviuco, 3.150 m.
Wunderschöne Lagunen und Relikte der Inkas
Es gibt zwei Theorien darüber, woher der Name des Parks eigentlich kommt. Nach der einen Version leitet sich dieser vom Wort „caxas“ ab, das in der einheimischen Sprache Quechua so viel wie „kalt“ bedeutet. Andere wiederum sind der Meinung, dass der Name auf die außergewöhnliche Landschaft des Nationalparks anspielt, die verschiedene geologische „Kisten“ formt. Diese Kisten, auf spanisch „cajas“ vereinen zahlreiche Lagunen des Parks. Die größte von ihnen ist eindrucksvolle 77 ha groß und weist eine Tiefe von 68 m auf.
Wer den El Cajas Nationalpark durchquert, wird früher oder später auf eine alte Inkastraße stoßen. Diese wurde bewusst größtenteils in dem ursprünglichen Zustand belassen. Sie verband einst die Stadt Tumipampa (das heutige Cuenca) mit Paredones, ein Kontrollpunkt, der lange Zeit für den Handel zwischen Küstenregion und Hochland von enormer Bedeutung war. Abseits dieser Straße wurden im Nationalpark zudem Spuren von insgesamt 96 Vor-Inka-Dörfern gefunden, die einst von den Kanari errichtet wurden. Eindrucksvolle Zeugnisse der Vergangenheit also, welche die Geschichte noch einmal lebendig werden lassen.
Doch auch an Flora und Fauna hat der El Cajas Nationalpark eine Menge zu bieten. So ist er ein wichtiges Schutzgebiet für unzählige gefährdete und endemische Tiere. Darunter befinden sich der Andenkondor (von welchem es in Ecuador nur noch etwa 80 Stück gibt), der große schwarz-weiße Greifvolge Curiquinga, Schopfkarakaras, Ameisenpittas, der Riesenkolibri und Tapaculos. Wer ganz aufmerksam ist, wird auch den Kolibri Purpurkehl-Glanzschwänzchen entdecken, der nur im Cajas Nationalpark anzutreffen ist. Weitere Arten, die hier eine Heimat gefunden haben, sind Tigerkatzen, Bergtapir, Ozelot, Puma, Tukane, Kaninchen, Füchse und der Brillenbär.
Besonders eindrucksvoll ist auch die unvergleichliche Paramo-Landschaft mit den über 200 Bergseen. Daher empfiehlt sich eine lange Wanderung, die an den Lagunen vorbei und durch die wunderschönen Papierbaumwälder führt. Geprägt ist die Fauna von Baldrian- und Mönchspflanzen sowie von Enzian – ebenfalls ein Anblick, den man nicht so leicht vergessen wird.